Mit dem Elektroauto in Schottland in die Ferien

Zwei Wochen waren wir mit einem Elektroauto in Schottland unterwegs – unsere Erfahrungen und Tipps.

tl;dr:

• Elektroauto (in unserem Fall Polestar 2) funktioniert bestens als Ferienauto in Schottland.
• Installiere die Zap-Map App auf dem Handy.
• Melde dich vor den Ferien bei ChargePlace Scotland an, verknüpfe ein Wise* Bankkonto und lasse den RFID-Tag an ein Hotel oder eine Unterkunft schicken.

Automiete & Co.

Hertz bietet derzeit den Polestar 2 sehr günstig zur Miete an. Allerdings sind diese nur an grossen Abholstationen ausleihbar. Trotzdem, dass wir mit dem Zug angereist sind, hatten wir darum das Auto am Flughafen in Glasgow gemietet. Von Glasgow Central ist der Flughafen in 15 Minuten mit dem Bus zu erreichen, die Autovermietung ist direkt neben der Bushaltestelle. Für rund zwei Wochen haben wir bei Hertz 500 Schweizer Franken (ca. 500€) bezahlt. Nebst dem Schlüssel bekommt man einen RFID-Chip von Shell Recharge, dieser ist in Schottland aber nutzlos. Mehr dazu später.

Fahren, Reichweite, Komfort

Der Polestar 2 ist ein sehr komfortables, aber auch grosses Auto. Man gewöhnt sich jedoch rasch daran. Für das Rückwärtsfahren und Einparken helfen diverse Kameras und Piepser. Die Reichweite wird mit 270 Meilen angegeben. Ob dies im tatsächlich stimmt, kann ich nach zwei Wochen nicht beurteilen. Der Grund: Die Reichweite ist derart gross, dass wir sie nicht annähernd ausgenutzt hatten. Meist haben wir aufgeladen, als wir noch weit über 50% waren, wenn wir sowieso an einem Parkplatz mit Ladestation parkiert hatten. Es lohnt sich auf jeden Fall, jeweils kurz Zap-Map zu checken, bevor man einen Ausflug plant oder einkaufen geht. In den meisten grösseren Orten gibt es mindestens eine Ladestation, auch in den Highlands.

Aufladen

Schottland bietet ein ausreichend dichtes Netz an Aufladestationen an. Dies durch die intensive Förderung durch den Staat in den letzten Jahren. Praktisch alle Stationen ausserhalb der grossen Städte gehören zu ChargePlace Scotland, dem quasi staatlichen Ladenetz. Ohne bei ChargePlace Scotland zu laden, ist es unmöglich in Schottland mit einem Elektroauto unterwegs zu sein. Hier einige wichtige Punkte zu ChargePlace Scotland:

• Es gibt kein Roaming. Shell Recharge, Plugsurfing, Ionity oder andere Ladekarten funktionieren nicht.
• Das Netz ist nicht auf Tourist:innen ausgelegt. Die RFID-Karten von ChargePlace Scotland können nicht ins Ausland verschickt werden und Webpay funktioniert nicht an allen Stationen. An gewissen Stationen kann man ohne den RFID-Tag also nur laden, wenn man einen Account hat, der mit einem Bankkonto verknüpft ist (siehe Anleitung unten), und per Telefon von der Hotline die Station freischalten lässt.
• Viele Stationen sind eher langsam (7kW) und teilweise ausser Betrieb (bzw. nur eine von zwei Anschlüssen funktioniert).
• Die Preise schwanken von Kostenlos bis zu 70p/kWh. Die Preise können auf der Website oder in der Zap-Map angesehen werden.
• Schnellladen bedeutet 50kW, schnellere Stationen gibt es praktisch nicht (Ausnahme: Flughafen Glasgow)
• ChargePlace Scotland soll in den nächsten Jahren privatisiert werden, what could possibly go wrong.

ChargePlace Scotland Account und Bankkonto

Um einen RFID-Tag zu bekommen oder Stationen via Hotline freischalten zu lassen, die kein Webpay erlauben, muss ein Account erstellt werden. Dieser muss zudem mit einem Bankkonto verknüpft sein. Dies ist auch aus der Schweiz möglich, mit einem Bankkonto von Wise*. Hier gibt es eine Anleitung von ChargePlace Scotland. Wichtig: Beim Eintragen des Bankkontos muss die Adresse von Wise* (bzw. Transferwise) in der UK angegeben werden, nicht die eigene Adresse. Und es sollten mindestens 20￡ auf dem Konto vorhanden sein. ChargePlace Scotland verschickt die RFID-Tags nicht ins Ausland und empfiehlt darum, die Karte an ein Hotel oder einen Ort zu schicken, an dem man sich während den Ferien aufhält. Bei uns war dies nicht möglich, die Karte liegt nun im Büro von ChargePlace Scotland, weshalb wir für die Freischaltung jeweils die Hotline anrufen mussten.

Tipps für die Automiete bei Hertz

Auto Zurückgeben

Das Auto muss bei Hertz mit mindestens 80% Ladestand retourniert werden. Direkt vor dem Parkplatz für die Mietautos in Glasgow befindet sich ein 150kW Ladepark. Innert 20 Minuten lädt der Polestar auf die gewünschten 80% (Zahlung mit Apple-Pay oder Kredikarte möglich). Bei der Quittung von Hertz lohnt es sich, zu kontrollieren, ob zusätzliche Tage oder eine 'Late Return Fee' verrechnet wurde. Bei uns war dies der Fall, obwohl wir pünktlich zurückgebracht hatten.

Versicherung

Als Versicherung haben wir RentalCover genutzt. Damit spart man sich die teure Versicherung von Hertz und ist trotzdem ausreichend versichert. Bei einer vergangenen Reise hat die Rückerstattung eines Kratzers rasch und problemlos funktioniert.

Kostenlose Zusatzfahrer:in

Als Hertz Gold Member kann ein:e Zusatzfahrer:in kostenlos eingetragen werden. Die Mitgliedschaft ist gratis, wenn man es geschafft hat, sich zu registrieren (ja, es ist etwas kompliziert). Ansonsten direkt am Schalter fragen, ob man sich als Member anmelden kann.

Fazit

Mit dem Elektroauto bzw. Polestar 2 in Schottland zu fahren, macht richtig Spass und funktioniert bestens. Das ruhige Fahren und die durchgehende Beschleunigung sind derart angenehm, dass ich kaum mehr einen Benziner mieten werde. Es gibt in Schottland genügend Auflademöglichkeiten und die Reichweite ist kein Problem. Wichtig ist, sich vorab gut zu informieren und die jeweiligen Accounts zu erstellen.

Die wichtigsten Links nochmals:

• Zap-Map – Karte mit (fast) allen Ladestationen in der UK)
• ChargePlace Scotland – Betreiber praktisch aller Ladestationen in Schottland
• Wise* – Kostenlos ein virtuelles Bankkonto erstellen, nötig für die Anmeldung bei ChargePlace Scotland
• RentalCover – Günstige Versicherung für Mietauto