Mobilität nach Corona - was verändert sich und was nicht?

Das Corona Virus könnte unsere Mobilität nachhaltig verändern.

Mobilität nach Corona - was verändert sich und was nicht?

Die Welt steht immer noch mitten im Kampf gegen das Corona Virus. Der Flugverkehr, aber auch der grenzüberschreitende Bahnverkehr sind auf das absolute Minimum reduziert und viele Arbeitnehmende gewöhnen sich langsam an ihr Home Office.

Doch, was passiert eigentlich wenn Corona vorbei ist? Kommt alles zurück zum Normalzustand, also dem Zustand vorher? Oder beginnen wir gleich damit, gegen die nächste Krise (ja ich meine den Klimawandel) zu kämpfen?

Nun, es gibt verschiedene Anzeichen, dass tatsächlich einige Veränderungen passieren. Dies ist ein Versuch, mögliche Veränderungen im Bezug auf unser Mobilitätsverhalten etwas auszubreiten.

Mobilität über Grenzen hinweg

Länderüberschreitend ist der Verkehr unabhängig vom Verkehrsmittel am stärksten von Corona betroffen. Durch die Schliessungen von Grenzen und den Empfehlungen, Reisen wo immer möglich zu unterlassen, ist die Nachfrage nach Flugreisen oder grenzüberschreitenden Bahnverbindungen eingebrochen wie nie zuvor. Die meisten Airlines operieren nur noch auf einem Minimum mit einigen wenigen Flugzeugen. Und offenbar gehen die meisten Airlines nicht davon aus, dass sich nach der Krise die Nachfrage schnell wieder erholt. Viele Airlines haben bereits angekündigt, per sofort ihre Flotten zu verkleinern und damit in Zukunft weniger Flüge anzubieten.

Auch sechs Airbus A380 und fünf Boeing 747: Lufthansa verkleinert Flotte um Dutzende von Flugzeugen | aeroTELEGRAPH
Die Corona-Krise führt zu einem Kahlschlag. Die Lufthansa-Gruppe verkleinert ihren Flugzeugpark um gegen ein Zehntel. Das trifft Mitarbeiter und Wet-Lease-Partner.

Das verlinkte Beispiel von Lufthansa ist dabei nur eines unter vielen. Und es deckt sich mit einem Bericht der UBS, der zum Schluss kommt, dass es zu einer Verschiebung kommen wird: Von Flugreisen zu Hochgeschwindigkeitszügen.

Data from a UBS Evidence Lab survey of 1 000 people in four European countries and China suggested that leisure travellers would tolerate 5 to 6 h on a train and that business travellers in the EU would accept up to 4 h compared with a general consensus of 2 to 3 h.
- UBS Studie in Railway Gazette International

Die Analysten der UBS kommen zu diesem Schluss, weil durch Corona in Europa und Asien das Bewusstsein für saubere Luft und den Klimawandel gestiegen sei. Sie schreiben, Regierungen könnten riesige Summen in den Ausbau von Bahnverbindungen investieren und durch das dadurch verbesserte Angebot, mehr Nachfrage auf Kosten von Flugreisen auslösen.

Mobilität zwischen Städten

Im Pendlervekehr dürfte die Coronakrise ebenfalls nachhaltige Veränderung zur Folge haben. Viele Firmen haben in den letzten Wochen erstmals ernsthaft dezentral im Home Office gearbeitet. Mehrmals habe ich aus meinem Umfeld gehört: «Ja es war eine Umstellung, aber mittlerweile gefällt es mir ganz gut.» Eine Folge könnte also sein, dass mehr Arbeitnehmende die Möglichkeit bekommen, zumindest einen oder mehrere Tage pro Woche nicht im Büro sein zu müssen. Dies muss nicht heissen, dass man im Schlafzimmer den Laptop einsteckt, sondern könnte auch bedeuten, sich einen Tag in einem Coworking einzumieten oder an einem anderen Standort der eigenen Firma,  der näher von Zuhause liegt, zu arbeiten. Dies könnte dazu führen, dass weniger gependelt wird und damit auch die Hauptverkehrszeiten etwas entlastet werden.

Mobilität innerhalb von Städten

Dass Veränderung in Krisenzeiten sehr schnell passieren kann, haben wir in den letzten Wochen nicht zuletzt in den Städten gesehen. Viele Menschen haben angefangen mit dem Fahrrad zur Arbeit zu gelangen, wenn das Home Office keine Option war.

Einige Städte haben kurzerhand Fahrspuren, die normalerweise für Autos vorgesehen sind (zum Beispiel Berlin), zu Fahrradspuren umzubauen. Der Veloverkehr bekommt also auf einmal viel mehr Platz. Damit wird Radfahren sicherer, schneller und die Hemmschwelle sinkt signifikant, das Velo zu benutzen.

The coronavirus pandemic has already changed many of our personal habits related to work and social interaction. It’s an opportunity for a different way of thinking about urban design and planning as well.
- Andrew J. Hawkins für The Verge

Wie Andrew J. Hawkins schreibt, die Coronamassnahmen könnten ein Trigger sein für längerfristige und nachhaltige Veränderungen. Und so schnell wie wir uns in den letzten Wochen an tiefgreifende Veränderungen in unserem Alltag gewöhnen konnten, so radikal können wir nun auch unsere Städte etwas Fahrradfreundlicher machen.

Angst muss man davor eigentlich nicht haben.

There’s no better time for cities to take space away from cars
Cities should take space away from cars by closing streets to traffic and removing parking for protected bike lanes in response to the coronavirus. These radical measures can help promote social distancing and healthy living beyond the pandemic.